Auf seinem Debüt-Album "From The Cold" begibt sich der Sänger und Musiker Patrick Lammer an Orte jenseits des Gewohnten und erzählt in seinen Songs von den Ängsten und Hoffnungen einer von Unsicherheit gezeichneten Gegenwart. Dabei sucht er musikalisch wie auch inhaltlich nach Extremen:
Fragile, reduzierte Balladen stehen hier in einer Reihe mit opulenten, von harten Synthie-Beats durchbrochenen Stücken, field recordings und elektronische Klangteppiche verbinden sich mit virtuosem Klavierspiel, in dem seine Vergangenheit als klassisch ausgebildeter Pianist durchscheint.
Auch inhaltlich ist Patrick Lammer gerne Grenzgänger. In kompromisslosen lyrics zeichnet er auf dem Album einen Weg durch menschliche Abgründe und Höhenflüge nach, durch Abhängigkeiten und Einsamkeit, Naturgewalten, Queerness, Sex und Euphorie, Zukunftsvisionen und magische Transformationen.
“Obwohl mich einige der Songs schon seit Jahren begleiten haben sie eine überraschende Brisanz und Aktualität - manchmal hatte ich paradoxerweise das Gefühl, die Realität holt uns ein”, erzählt er. “Als ich zum Beispiel die ersten sketches zu ‘Thank You’ geschrieben habe war mental health in der Musik noch kein grosses Thema, jetzt ist es - berechtigterweise - allgegenwärtig. Einige der Songs haben also scheinbar auf den richtigen Zeitpunkt für ihr ‘coming out’ gewartet”, sagt er augenzwinkernd. “und haben jetzt auf wunderbare Weise zu einer Einheit zusammengefunden. Das Album beginnt mit einer Vision von Selbstbefreiung und ‘coming together’ und stösst einen dann zurück an den Anfang, in die Dunkelheit, in die Kälte. Da muss man dann durch, durch diverse schmerzhafte und kathartische Prozesse, um am Ende erneuert und verwandelt aus der Geschichte herauszutreten, vorwärts zu schauen, optimistisch und fast schon euphorisch, allen Umständen zum Trotz.”
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Produziert wurde das Album gemeinsam mit Bernd Satzinger (Die Strottern, Maja Osojnik Band, Mitbegründer Jazzwerkstatt Wien), der mit seiner eigenen, über Jahre gewachsenen musikalischen Sprache und seiner Vorliebe für Reduktion und minimalistischen Soundscapes einen idealen Kontrast zu Patrick Lammers starker Stimme und offensivem Songwriting einbringt und auf dem Album auch als Musiker an der Gitarre und dem modularen Synthesizer zum Einsatz kommt.
"Wir haben bei jedem Song lange nach dem spezifischen Sound gesucht: wie weit können wir gehen, wie transparent können wir´s kriegen, wie opulent darf es werden, welche Instrumentierung erzeugt exakt die Athmosphäre, die das Stück verlangt" erzählt Patrick über den Produktionsprozess, "Im Endeffekt sagen einem dann die Songs schon ganz genau, was sie brauchen. Und sie lassen nicht locker, bis das richtige Ergebnis da ist. Ich denke, man hört der Musik an, dass wir ihr viel Aufmerksamkeit, Zeit und Raum für diese Entwicklungen gegeben haben."
Gefragt nach Künstler*innen, die ihn inspirieren, nennt Patrick Lammer u.a. Indie-Grössen wie Radiohead, Sufjan Stevens, Tori Amos oder Sinèad O´Connor, die mit ihrer Neugier auf Experimente, ihrer Lust an Grenzüberschreitungen und ihrer emotionsgeladenen, zutiefst persönlichen Musik "wie Mentor*innen" für ihn waren und ihn ermutigt haben, konsequent einen eigenen Weg zu verfolgen, wie er erzählt: "und das, ohne zu viel Rücksicht auf aktuelle Trends zu nehmen und nach schneller Bestätigung zu schielen: am Ende ist man doch erst dann zufrieden, wenn man weiss, man hat sein Ding durchgezogen und etwas Neues, etwas Eigenes erschaffen, das wohl niemand sonst so gemacht hätte."
”From The Cold” ist am 27.1.2023 erschienen, begleitet von einem Release-Konzert am 28.1.2023 im rhiz (zusammen mit Neuschnee)
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Photo: Marija Sabanovic
ARTIST BIO PATRICK LAMMER
Patrick hat bereits im Alter von 3 Jahren mit dem Klavierspielen und Komponieren begonnen und seitdem nicht mehr aufgehört. Nach einer Schauspielausbildung an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München ist er stets in unterschiedlichen Sparten beschäftigt und wirkt als Sänger und Darsteller sowie als Musikschaffender, Musiker und Musikalischer Leiter an diversesten deutschsprachigen und internationalen Bühnen, oftmals in Personalunion (Volkstheater Wien, Burgtheater, Bregenzer Festspiele, Salzburger Festspiele, Wiener Festwochen u.a.)
Währenddessen war Patrick stets damit beschäftig, eigene Projekte zu realisieren, zu schreiben, aufzunehmen und experimentieren und sich mit den unterschiedlichsten Kunstrichtungen, Künstler*innen und Genres zu beschäftigen.
Im Jahr 2015, als musikalischer Leiter der “Komödie der Irrungen” von Shakespeare auf der Perner-Insel in Hallein im Rahmen der Salzburger Festspiele, traf er dort auf Bernd Satzinger, und die beiden unterschiedlichen Künstler beschlossen, sich an einigen seiner Songs zu “versuchen”. Es sollte noch einige Zeit dauern, bis sie tatsächlich gemeinsam ins Studio gingen, aber gleich nachdem die ersten Aufnahmen gemacht waren zeichnete sich ab dass dies der Anfang einer längerfristigen Zusammenarbeit sein würde.
2021 erschien schliesslich die Debüt-Single "THANK YOU" und überraschte die Hörer*innen mit ihrem gespenstisch-schwebenden Sound und dem kontrastierenden, drastischem Inhalt. Später im Jahr feierte der Song seine öffentlich-rechtliche Radio-Premiere in der Sendung FM4 Heartbeat (und schaffte es dort sogar in die "favourites" des Jahres 2021.)
Zur Nachfolgesingle "GRATEFUL" wurde vom rennomierten Wiener Künstler und Filmemacher Philipp Fleischmann ein gänzlich auf Super-8 Film gedrehtes Video produziert. GAP Magazin schrieb dazu: Das Video “zeichnet sich durch eine ganz eigene Ästhetik aus. Man bemerkt den gekonnten Blick Philipp Fleischmanns, der die thematische Tiefe in Lammers Texten gut zu visualisieren weiß”. Im Mai 2022 lief das Video im offiziellen Wettbewerb der Austrian Music Video Awards bei den Vienna Shorts.
Patrick Lammer und Bernd Satzinger, beide versierte und erfahrene Live-performer, konnten es kaum erwarten, die Musik auf die Bühne zu bringen; warten mussten sie dennoch, durch diverse Lockdowns kam es zu mehreren Verschiebungen, aber im Februar 2022 war es schließlich so weit, und sie konnten im Duo den ersten Live-Gig in der Strengen Kammer im Wiener Porgy&Bess spielen, es folgten weitere Konzerte im rhiz, bei der Biennale in Venedig, beim Kultursommer Wien u.a.
Jetzt freut Patrick sich darauf, den nächsten Schritt zu gehen und seinen ersten “Long Player” zu veröffentlichen. Während manche Hörer*innen eventuell von der Tatsache überrascht sein werden dass das Album "nur” 7 tracks enthält, erklärt Patrick mit einem Lachen dass das wohl “eine Gute Sache ist: Die Musik ist so kompakt und aufgeladen, dass viele nach dem Hören wohl erst eine Erholungsphase brauchen werden. Daher ist, finde ich, die Länge des Albums perfekt. Es hat eine Menge Höhen und Tiefen, es ist insgesamt ein ‘wild ride’, und ich kanns kaum erwarten, es der Welt zu zeigen.”